Preis aus Hanau für Franziska van Almsick
Ein besonderes Jubiläum feiert die ehemalige Hanauer Weltklasse-Ruderin Angela Schuster, wenn am 21. November die Scheinwerfer im Allianz Forum der Bundeshauptstadt aufleuchten: Die von ihr gestaltete „Goldene Sportpyramide“ wird zum 20. Mal verliehen. Der Preis geht an die frühere Weltklasse-Schwimmerin Franziska van Almsick, die nach der Wiedervereinigung zum gesamtdeutschen Sportstar und zum Liebling der Nation avancierte. Die 41-Jährige wird zudem als 117. Mitglied in die „Hall of Fame“ des deutschen Sports aufgenommen. Die Berlinerin gewann zehn Olympia-Medaillen sowie zwei WM- und 18 EM-Titel und stellte sechs Weltrekorde auf. 1993, 1995 und 2002 wurde sie „Sportlerin des Jahres“.
Die „Goldene Sportpyramide“, deren Name sich aus dem Sporthilfe-Logo ableitet und in die alle von der Sporthilfe geförderten Sportarten eingraviert sind, hat Angela Schuster ununterbrochen seit dem Auftakt im Jahr 2000 hergestellt. Die 52-jährige startete jahrelang für die Hanauer Rudergesellschaft 1879 (HRG), ist ausgebildete Goldschmiedin und hauptberuflich als Leiterin einer Zustellbasis in einem Post- und Logistikunternehmen tätig.
1999 kam die Deutsche Sporthilfe auf die damals 32-jährige Hanauerin zu, als sie gerade ihre Ausbildung zur Goldschmiedin abgeschlossen hatte. Ein völlig neuer Preis sollte entstehen. Im Fokus: die Besten der Besten im deutschen Sport. Fußball, so erinnert sich Schuster, war im Anfangsmodell noch gar nicht vorgesehen. Viele andere Sportarten zierten seinerzeit die Seiten der Pyramide.
Die Namen der Preisträger sind seit jeher prominent ganz oben an der vergoldeten Spitze platziert. Das Datum und der Ort der feierlichen Überreichung stehen am Fuß des 20x12x12 Zentimeter großen Preises. Der Korpus und die Platte der im Schleuderguss-Verfahren hergestellten Pyramide sind einzeln zusammengeschweißt. Der hohlmontierte Bronzeguss ist 2,3 Kilogramm schwer, die Spitze ist mit einer galvanischen Vergoldung veredelt.
„Es freut mich einfach“
Welches Jahr ist ihr in besonderer Erinnerung? Zu welchen Preisträgern hat sie im Rückblick eine besondere Beziehung? Schuster nennt den fünfmaligen Springreiter-Olympiasieger Hans Günter Winkler, der ihre erste Sportpyramide erhielt, sowie die ehemaligen Skistars Rosi Mittermaier und Christian Neureuther. „Es freut mich einfach“, blickt Schuster bescheiden auf die zwei Jahrzehnte Sportpyramide zurück.
Einen dicken, auffälligen Namenszug der Goldschmiedin sucht man auf der Pyramide vergebens. Eine Lupe ist hilfreich, um das mit einem Stempel am Sockel aufgebrachte filigrane Kürzel „AS“ entziffern zu können – die zarten Initialen beschreiben an dieser Stelle die sympathische, zurückhaltende Art der einstigen Weltklasseruderin.
Seeler, Maske, Rosendahl und Co. …
Ein Blick zurück: Elf Jahre lang war Angela Schuster auf internationalen Regattaplätzen mit überragenden Erfolgen unterwegs. Dem Abitur und dem Studium der Sportwissenschaften folgte eher per Zufall die Liebe zur Goldschmiedekunst, die sie schließlich mit der Meisterprüfung zu ihrer Profession machte. Hier leistete sie als Schöpferin der „Goldenen Sportpyramide“ ebenfalls Außergewöhnliches. Ihre Kunstwerke stehen seit dem Jahr 2000 bei absoluten Promis in der Vitrine: Klaus Steinbach (2018), Christian Neureuther (2017), Bernhard Langer (2016), Joachim Löw (2015), Jochen Schümann (2014), Willy Bogner (2013), Henry Maske (2012), Heide Ecker-Rosendahl (2011), Katarina Witt (2010), Uli Hoeneß (2009), Steffi Graf (2008), Heiner Brand (2007), Franz Beckenbauer (2006), Ingrid Mickler-Becker (2005), Roland Matthes (2004), Manfred Germar (2003), Uwe Seeler (2002), Rosi Mittermaier-Neureuther (2001), Hans Günter Winkler (2000).
Olympiateilnahme 1996
1985 stand Angela Schuster als Juniorin erstmals im Nationalteam des Deutschen Ruderverbandes (DRV). Schuster nahm an acht Weltmeisterschaften teil, gewann zweimal Silber und einmal Bronze. Bei den Olympischen Sommerspielen 1996 in Atlanta schaffte sie als Ersatzruderin den Sprung ins deutsche Auswahlteam. Die mehrfache Deutsche Meisterin im Einer, Doppelzweier und Doppelvierer war die erste Athletin, die dreimal in Folge den Leichtgewichts-Einer bei den nationalen Titelkämpfen gewinnen konnte. Bei den Weltcup-Regatten in Luzern, Mexiko, Duisburg und Köln holte sie von 1991 bis 1994 Silber und Bronze im Einer. 1995 folgte in Tampere (Finnland) ihre letzte internationale Platzierung mit Rang vier im WM-Finale der Doppelzweier.
Preis für den schnellsten Männer-Zweier
Aufträge für Goldschmiedearbeiten kommen aus allen Richtungen: Von der Sportstiftung Main-Kinzig über Rudervereine bis hin zur Verbandsebene. Jüngst hat Schuster den 2019 erstmals verliehenen Dr. Claus Heß-Gedächtnispreis kreiert. Er wird dem Deutschen Meister im Riemenzweier der Männer überreicht. Der Preis wurde zum Gedenken an den im April 2018 verstorbenen Ehrenvorsitzenden des Deutschen Ruderverbandes - selbst Deutscher Meister im Zweier ohne Steuermann 1955 und 1956 - von seinen Freunden gestiftet. Heß hat unzählige Entwicklungen im nationalen und internationalen Ruder- und Leistungssport initiiert und aktiv begleitet. Besonders engagiert kämpfte er 1980 gegen den deutschen Boykott der Olympischen Spiele.
Bevor ein Kunstwerk wie die „Goldene Sportpyramide“ auf die Reise geht, wird das Metall eingewachst und nachgeschliffen, „damit die Bronze an der Luft nicht so schnell anläuft“, verrät Schuster. Doch wie kommt das Ganze zum Auftraggeber Deutschen Sporthilfe? Angela Schuster bringt das Prunkstück in einem schmucken, gepolsterten Karton persönlich vorbei. Sicher ist sicher. Am 21. November glänzt der zwanzigste Zwei-Kilo-Preis im Blitzlichtgewitter der Sportmedien – in den Händen von Franziska van Almsick.
sl
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